Deviant Jockeys

26.06.1999 / 21:00 Uhr
[kunst und technik]

Stücke von John Cage, Petra Klusmeyer, Christian Marclay, Janek Schaefer
yo!ensemble (Berlin) – Rashad Becker, Kein Babel, Christoph Musiol, Taschensound, Traveler

John Cage’s  „Cartridge Music“ (1960) – In „Cartridge Music“ ersetzen die Performer die Nadel eines Tonabnehmers durch vielzählige andere Objekten. Sie befolgen Notationen, die rein zufällig durch das Übereinanderlegen von transparenten Folien mit grafischen Notationen darauf, entstanden sind und produzieren auf diese Weise Musik, die auf der extremen Verstärkung sehr ‚kleiner‘ Klänge basiert.

Cages Absicht war es, mit diesem Stück ‚elektronische Musik zu beleben‘. Zu einer Zeit, als die elektronische Musik von Aufnahmemedien, normalerweise Magnetband,abhing und somit vorherbestimmt war, wagte Cage den mutigen Schritt, die Technik der Klangwiedergabe zum Werkzeug der Klangerzeugung zu machen. Die Verbindung dieser ungewöhnlichen Instrumente mit der nicht vorherbestimmten Notation führt in der Tat zu sehr lebendiger elektronische Musik. Dies war nicht das erste Mal, daß Cage mit Unterhaltungstechnologie arbeitete: “ Imaginary Landscape No.1″ (1939), welches vielleicht das erste Live Elektronik Stück war, beinhaltete das Abspielen einer Schallplatte mit Testtönen, während “ Imaginary Landscape No.4″ (1951) 12 Radios in den Mittelpunkt stellte. Cage fühlte sich zur Konsumentenelektronik hingezogen auf Grund der klanglichen Möglichkeiten, der Sparsamkeit der Mittel und der Befreiung des Performers von den Fesseln der tradierten Virtuosität.

Christian Marclay „The 100 Turntable Orchestra“ (1991/1999) – Dieses in Japan aufgeführte Stück wird in einer auf 6 Plattenspieler reduzierten Fassung vom YO!Ensemble präsentiert. Christian Marclay produzierte für dieses Stück 100 identische Schallplatten mit mehreren Lockgrooves, die von einem aus 100 Plattenspielern bestehenden Orchester gespielt wurden. Der 1955 inCalifornien geborene Künstler begann sich während seines Studiums der Bildenden Kunst an der Ecole Supérieure d’Art Visuel in Genf  mit Übertragungs- und Kommunikationsmedien auseinanderzusetzen.

Petra Klusmeyer „Time Image 8´30“ (1998) – Petra Klusmeyer´s Arbeitsmethode beruht  auf der Zusammenstellung von Überbleibseln digitaler Klanglandschaften. Die Methode ist einfach: Aus zerstörten CDs entstehen neue CDs. Es erklingt die Eigenheit der defekten CD: das Klicken und das (Über-) Springen sowie ein sich wiederholender Rhythmus aus erkennbaren musikalischen Abstrakten. Die Funktionsstörung ist gleich der Ästhetik einer „neuen” Unnatürlichkeit. Petra Klusmeyer studierte Grafik Design an der Arizona State University.

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