Musik am Sonntagnachmittag

1983 – 1998 – Versuchsfeld für musikalische Aktion – im INSTITUT UNZEIT • Erkelenzdamm 11-13 B IV • 10999 Berlin-Kreuzberg Bereits seit Beginn ihrer Aktivitäten im Jahr 1983 veranstalteten die Freunde Guter Musik Berlin e.V. traditionell im INSTITUT UNZEIT die Reihe »Musik am Sonntagnachmittag«, die sich als »Versuchsfeld für musikalische Aktion« verstand. Aufgrund ihres ungewöhnlichen Veranstaltungstermins und der informellen Atmosphäre fand die Veranstaltungsreihe große Resonanz beim Publikum. 1992 konnten die Räumlichkeiten des INSTITUT UNZEIT mit großzügigen Mitteln der Spielstättenförderung der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten als Proben-, Workshop- und Aufführungsort für experimentelle Musik und Tanzperformance ausgebaut werden. Der neu entstandene Raum für bis zu 80 Besuchern war seitdem Veranstaltungsort für die Reihe, die mit ihren insgesamt…

Ulrich Krieger

13.12.1998 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 64 New Sax Electronica Saxophone und spielergesteuerte Elektronik Uraufführungen von Boris Hegenbart, Lutz Glandien, David First, Markus Waibel, Michael Ziffels, Reinhold Friedl, Ulrich Krieger Mit fünf Uraufführungen ist dieses Konzert nicht nur quantitativ etwas Besonderes: es bringt neuartige Ansätze zu Solostücken mit verschiedenen Saxophonen und spielergesteuerter Elektronik. Anders als sonst meist üblich (zumindest bei „Neuer Musik“), wird die Live-Elektronik nicht von einem Tontechniker bedient (wodurch das Solostück eher zu einem Duo wird), sondern der Spieler hat seine Elektronik auf der Bühne und bedient alles selbst. Damit erlangt er die vollständige Kontrolle über sein Spiel zurück. Die Elektronik wird so zu einer wirklichen Erweiterung seines Instruments (wie dies in der…

Martin Klapper & Tony Buck

28.06.1998 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 63 Martin Klapper (Kopenhagen) – Film, Spielzeug, Theremin, Elektronik, Tapes Tony Buck (Berlin) – Schlagzeug Der in Prag gebürtige, in Kopenhagen lebende Filmkünstler Martin Klapper präpariert gefundenes Filmmaterial durch aufgekratzte Animationen oder chemische Bearbeitung, um es dann in ariierender Geschwindigkeit abzuspielen. Klapper, der mit verschiedenen Musikern zusammengearbeitet hat, wird in Berlin erstmals unterstützt durch den australischen Trommelderwisch Tony Buck, der sich durch seine zahlreichen hochenergetischen Auftritte in die Herzen der Improvisierergemeinde wirbelte.

LLOG

21.06.1998 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 62 LLOG (Grenoble) Manu Holterbach – Film, präparierte Gitarre, Eigenbau-Elektronik Etienne Caire – Eigenbau-Projektoren LLOG sind ein Duo aus Grenoble. Etienne Caire improvisiert simultan mit vier 16mm-Projektoren, mit denen er Parallel- und Mehrfachprojektionen erzeugt. Manu Holterbach spielt präparierte Gitarre, Electronics und selbstgebastelte Instrumente. Der Klang kommt aus 10 im Publikum verteilten Lautsprechern.

Karel Doing & Pierre Bastien

14.06.1998 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 61 Karel Doing (Rotterdam) – Super 8-/16 mm-Projektoren Pierre Bastien (Paris) – selbstgebaute Roboter, Trompete Karel Doing ist Filmkünstler aus Rotterdam. Pierre Bastien aus Paris baut musikalische Roboter. Die beiden zeigen zwei verschiede Performances. „Rotary Factory“: Die Musikmaschinenfilme verhalten sich wie Bastiens Musikmaschinen – repetierende Patterns, Loops, Palindrome… eine bizarre Fabrik. „Recollection“: Collagen aus geklauten Dokumentarfilmen verbinden sich mit manipulierten Plattenspieler-Plunderphonics und live -Trompete.

Eliane Radigue

23.11.1997 Grüner Salon / Volksbühne Musik am Sonntagnachmittag 60 Adnos I-III (1974-82) Tonbandkonzert / Erstaufführung des kompletten Zyklus, Gesamtdauer ca. 4 Stunden Eliane Radigue arbeitet mit elektronischen Klängen, die ausschließlich auf einem analogen Arp-Synthesizer erzeugt und auf Tonband aufgenommen werden. Ihre Ästhetik ist minimalistisch, geradezu asketisch. Mit langen, angehaltenen, sich fast unmerklich verändernden Klängen schafft sie eine Atmosphäre, in der sich die Musik in einem kontinuierlichen Fluß um den Zuhörer zu bewegen scheint. Michel Chion beschrieb ihre Musik als so „unendlich diskret, daß neben ihr jede andere Musik ärmelzupfend um Aufmerksamkeit zu heischen scheint.“ Die drei Stücke, die den Adnos-Zyklus bilden, sind noch nie zuvor in Ihrer Gesamtheit öffentlich aufgeführt worden. Wir stellen sie an…

Ute Wassermann / Vilém Wagner

16.11.1997 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 59 Soloduo Ute Wassermann (Berlin) – Stimme Vilém Wagner (Berlin) – Geige Die Vokalkünstlerin Ute Wassermann benutzt ihre Altstimme als ein vielseitiges Klanginstrument. Aus der Improvisation hat sie eine eigene multiphone Gesangsform entwickelt, daraus ist im Laufe der Zeit ein komplexes System von Vokaltechniken entstanden. In ihrem multiphonen Singen überlagern sich verschiedene Gesangstechniken zu komplex aufgebauten Klanggesten. Ursprüngliche, unkontrollierte Stimmen wie das Umschlagen von Jodlern oder Atemgeräusche, verbinden sich mit kunstvoll ausgeformten Vokalisationen. Lippen, Zunge, Gaumen, Kehlkopf, Zwerchfell bewegen sich unabhängig voneinander und gleichzeitig. Die Stimme wird in die verschiedenen Resonanzräume des Körpers sowie in den Außenraum projiziert. Der Körper wird zu einer Landkarte, zu einem Labyrinth für die…

Lustige Liederinnen

15.06.1997 Podewil Musik am Sonntagnachmittag 58 mit Kurzperformances und einer Hymne von Frieder Butzmann / Thomas Kapielski – „Motiv für Motiv – Die Komponisten“ / Susanne Kukies – Vokalsolo / Käthe Kruse – „Das Blauelied“ / Ute Wassermann – „Kukabara“ / Natalya Pshenitchnikova – „Bride of Devil’s Music“ for singer with scanning radio (Nicolas Collins) / Hymne (Reprise) Im Rahmen der Klangmesse Neue Musik Berlin 1997. Gefördert durch die Initiative Neue Musik Berlin e.V.

Kalle Laar / Takashi Kazamaki

20.04.1997 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 57 Kalle Laar (München) – Gitarren & Sampling Takashi Kazamaki (Tokio) – Perkussion Am zweiten Tag des gelbe MUSIK-Jubiläumswochenendes stellen die Freunde Guter Musik Kalle Laar als Instrumentalisten im Duo mit dem japanischen Perkussionisten Takashi Kazamaki vor. Die beiden arbeiten bereits seit 1989 zusammen und haben mittlerweile auf Tourneen in Europa, USA und Japan mehr als 80 Konzerte gegeben und mehrere CDs eingespielt. Kalle Laar ist Musiker und Komponist mit multikulturellem Hintergrund (in Deutschland geboren, aber lettisch-estnischer Herkunft). Zur Verwirklichung seiner musikalischen Vorstellungen setzt er Komposition und Improvisation gleichermaßen ein – diese bedingen einander, eines entsteht aus dem anderen. Laar verwendet vornehmlich akustische und elektrische Gitarren. Der Gitarrenklang wird…

Makiko Nishikaze

15.12.1996 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 56 Shades I-V 1995/96  UA – Klavier Das Thema meiner Arbeit ist „Hören“. Ich stelle unser aller Neigung in Frage, Musik mehr und mehr auf eine passive Weise wahrzunehmen. Wir tendieren dazu – ich selbst eingeschlossen – den Klängen zu folgen, gerade so wie sie in Erscheinung treten. Ich habe begonnen, mich für das Konzept eines Bruchs mit dieser traditionsgebundenen Hörweise zu interessieren, der den Weg freimacht für neue Entwicklungen und für Kreativität. Was ich in meiner Musik zu erreichen versuche, ist, Klänge zu schaffen, die zum aufmerksamen Hören einladen. Während ich das gestische Repertoire meiner Musik beschränke, bin ich stark interessiert an subtilen Veränderungen: der Noten, der Intervalle, der…

Martin Riches / Emmett Williams

17.11.1996 Institut Unzeit Musik am Sonntagnachmittag 55 Martin Riches (Berlin) – „MotorMouth“ – eine sprechende Maschine, Work-in-Progress Emmett Williams (Berlin) – „The Boy and the Bird“ – Performance „MotorMouth“ ist, wie der Name schon sagt, eine mechanische Analogie zum menschlichen Sprechapparat. Die Maschine spricht auf dieselbe Weise wie der Mensch, mit Luft, mit einem Kehlkopf und sich bewegenden Lippen und Zunge. Wie ein Mensch, wohlgemerkt: ohne Lautsprecher und ohne elektronische Klangerzeugung. Ein Automat im Sinn von E.T.A Hoffmann. Die Maschine hat jetzt eine Entwicklungsstufe erreicht, auf der sie alle Vokale und mehrere Diphtonge und Halbkonsonanten aussprechen kann. Das Projekt wird fortgesetzt. Die nächste Stufe wäre wohl, der Maschine die restlichen Konsonanten beizubringen. (Martin Riches) „The…