Ryoji Ikeda
28.01. – 09.04.2012
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
Museum für Gegenwart – Berlin | Ost- und Westflügel
db
Komposition | Ausstellung
Fotos: Uwe Walter
Der japanische Komponist und Bildende Künstler Ryoji Ikeda hat für den Hamburger Bahnhof eine Ausstellung konzipiert, die erstmals die beiden symmetrischen Räume im Obergeschoss des Ost- und Westflügels des Museums kompositorisch miteinander verbindet. Der Ausstellungstitel »db« (Abk. für Dezibel) greift diese Symmetrie auf und verweist gleichzeitig auf die komplementäre Beziehung der beiden Ausstellungsräume zueinander. Der von Ikeda entworfene weiße Raum bildet das Pendant zum schwarzen Raum und umgekehrt, nicht nur in physikalischer Hinsicht (Helligkeit, Farbe), sondern auch in der konzeptionellen Anlage und im Modus der Wahrnehmung. Das Projekt versteht sich als Komposition, in der Zeit und Raum durch minimalsten Einsatz von Sound, Licht und visuellen Elementen geformt werden. Es ist die erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland.
Die titelgebende Arbeit »db« (2012) wird jeweils zentral in den beiden Räumen gezeigt. Sie besteht zum einen aus einem schwarzen Parabol-Lautsprecher mit besonders dichter Strahlweite, der eine reine Schallwelle in den weißen Raum abgibt, und zum anderen aus einem lichtstarken Scheinwerfer, der einen weißen Lichtstrahl in den schwarzen Raum projiziert. Der Sound ist auf eine stehende Sinuswelle reduziert, den einfachsten musikalischen Baustein. Jede Bewegung des Besuchers verändert das Klangfeld im weißen Raum und macht es individuell erfahrbar. Der Lichtkegel im schwarzen Raum besteht aus reinem weißen Licht, das, vergleichbar mit dem weißen Rauschen, alle Farben des Spektrums vereint. Er wird durch ein Loch in der Wand am Ende des Raums geführt und ist somit als weißer Kreis wahrnehmbar. Auch hier beeinflusst die Bewegung des Besuchers die Wahrnehmung des Raums; sobald man den Lichtkegel durchquert, erhellt die Reflexion den dunklen Raum.
Zwei weitere in der Ausstellung gezeigte Werkkomplexe, »the irreducible [nº1-10]« (2009) und »the transcendental [nº4]« (2012), verhalten sich ebenfalls komplementär zueinander. Den in äußerster Reduktion schwarz auf schwarz gedruckten Zahlenfolgen mit jeweils über 1 Million Ziffern in der zehnteiligen Pigmentdruckserie »the irreducible« im weißen Raum stehen die zehn Videoprojektionen von »the transcendental« mit unendlichen Zahlenreihen in ultraschneller Bildfolge und daraus generierten Sounds im schwarzen Raum gegenüber. Beide Arbeiten beziehen sich auf die Repräsentation von Unendlichkeit auf der Basis mathematischer Forschung. Der Besucher kann jeweils ein kleines Fragment dieser Unendlichkeit wie durch ein Fenster in der Wand sehen beziehungsweise hören.
Ryoji Ikeda (geb. 1966, lebt in Paris) gehört seit Mitte der 1990er Jahre zu den international führenden Komponisten und Künstlern im Bereich neuester digitaler Technologien und deren integrierten Einsatz in visuellen und akustischen Präsentationen. Seine Arbeiten basieren auf Zeit-Raum-Kompositionen, in denen das musikalische und visuelle Material auf ein Minimum reduziert wird: Sinuswellen, Soundimpulse, Lichtpixel und Zahlendaten. Er untersucht Klang, Zeit und Raum auf der Grundlage von mathematischen Methoden und transformiert sie in seinen Konzerten und Installationen zu einem intensiven Erlebnis für das Publikum.
Die Ausstellung »db« von Ryoji Ikeda findet statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Musikwerke Bildender Künstler«, die seit 1999 von Freunde Guter Musik Berlin in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie und seit 2002 auch mit dem Festival MaerzMusik der Berliner Festspiele durchgeführt wird. In der Reihe wurden bereits musikalische Werke und Installationen präsentiert von: Hanne Darboven, Yves Klein, Hermann Nitsch, Rodney Graham, Stephen Prina, Lawrence Weiner / Peter Gordon, Christian Marclay, Käthe Kruse, Carsten Nicolai, Janet Cardiff & George Bures Miller, Cory Arcangel und Egill Sæbjörnsson & Marcia Moraes.
Kuratorinnen:
Ingrid Buschmann / Freunde Guter Musik Berlin e.V
Gabriele Knapstein / Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Eine Veranstaltung von Freunde Guter Musik Berlin e.V. und Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin. In Zusammenarbeit mit Berliner Festspiele / MaerzMusik 2012. Gefördert durch Schering Stiftung und Hauptstadtkulturfonds. Mit Dank an Sky Light, Paris und Gallery Koyanagi, Tokio. Medienpartner: monopol, DE:BUG, zitty.
Weitere Informationen:
www.musikwerke-bildender-kuenstler.de
www.ryojiikeda.com
Gefördert durch:
www.scheringstiftung.de
www.hauptstadtkulturfonds.berlin.de
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch