Fast Forward’s Feeding Frenzy
19.04.1998
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
Ein kulinarisches Festkonzert
mit Angelika Böhm – Köchin, Nicholas Bussmann – Cello, Ouhi Cha – Köchin, Amelia Cuni – Gesang, Axel Dörner – Trompete, Melissa Drier – Köchin, Werner Durand – Plexiglasröhren, Akiko Hada – Video, Mechthild Katzorke – Video, Aleks Kolkowski – Geige, Silvia Ocougne – Gitarre, Gordon W. – Koch, Sandra Williams – Köchin
Der in Berlin seit langem hoch geschätzte Material- und Objektperkussionist Fast Forward inszeniert am 19. April sein kulinarisches Konzert Feeding Frenzy (was so etwas wie Fütterungsrausch bedeutet), in dem neben den musikalischen Aktionen die Herstellung und der Verzehr von Speisen im Zentrum stehen.
4 Köchinnen und 1 Koch aus verschiedenen Ländern werden im Verlauf der kulinarischen Musikperformance bzw. der musikalischen Kochperformance eine Vielzahl kleiner Häppchen und exotischer Leckereien zubereiten, die nach und nach dem Publikum serviert werden. Die Speisenfolge und der zeitliche Ablauf der Zubereitung wurden von Fast Forward gemeinsam mit den Köchen ausgearbeitet. In Analogie zu musikalischen Abläufen entsteht eine komplexe Komposition aus vielfältigsten appetitlichen Köstlichkeiten. Die Aktionen der Köche werden über ein Soundsystem verstärkt und bilden einen integralen Bestandteil der musikalischen Erfahrung.
4 Musiker und 2 Musikerinnen bereiten dazu spielerisch und improvisierend mit den für sie typischen Ingredienzen musikalische Leckereien auf der Basis einer zeitlich präzis strukturierten Partitur. Ihre persönlichen Stile tragen so in ähnlicher Weise zum Charakter der Aufführung bei wie die individuellen und von verschiedenen internationalen Küchen geprägten Künste der beteiligten Köche.
Der Komponist und Performer Fast Forward trat schon einmal im Hamburger Bahnhof auf: 1989, vor beinahe 10 Jahren, inszenierte er Trommelfeuer in der damals leeren und ruinenhaften großen Bahnhofshalle – ein grandioses Spektakel, an dem neben Performern wie David Moss auch Baumaschinen und Preßluftstampfer beteiligt waren. Fast Forward, in England geboren, lebt seit 1981 in New York. Bekannt wurde er durch seine zeitgenössischen Schlagzeugkompositionen, insbesondere für Steeldrums, und durch seine Werke für Musiktheater. Er studierte unter anderem bei Robert Ashley and David Behrman am Mills College in Oakland, Kalifornien.
Die Mitwirkenden sind: Angelika Böhm – Ex-Kunstpension Nürnberger Eck, jetzt Chefin des Café Adler am Checkpoint Charlie. Ausgehend von ihrer schwäbischen Heimat erforscht sie die Töpfe der Welt. Nicholas Bussmann – Musiker mit Hang zum Cello, spielt in Formationen mit so schönen Namen wie No Doktor, Ich schwitze nie und Manialdi String Quartet. Ouhi Cha – koreanische Malerin in Berlin, kocht unglaublich gut und gerne. Amelia Cuni – italienische Sängerin und Tänzerin, die meisterhaft klassischen indischen Dhrupad-Gesang beherrscht. Axel Dörner – bestens bekannt nicht nur in der Berliner Improvisationsszene, ein Meister auch der leisen Trompetenklänge. Melissa Drier – stilsichere Modejournalistin mit bestem Geschmack, den sie auch bei ihrem delikaten Kunst-Koch-Salon beweist. Werner Durand – Virtuose auf Plexiglasröhren, Gründer und Leiter von 13th Tribe. Please excuse the delay… Akiko Hada – Videokünstlerin, die berühmteste blonde Japanerin in Berlin, treusorgende Mutter zweier Stoffhäschen im Teenageralter: Kousa und Usako. Mechthild Katzorke – alias Mex alias 1/2 Anita, liebenswürdige Videomacherin, hart am dokumentarischen Gegenstand, mit Drang nach Kolumbien. Aleks Kolkowski – Violinist aus London, mit Brithumor und darstellerischem Talent, möchte gern die Zahl der interessanten Projekte, bei denen er mitwirkt, reduzieren. Warum nur? Silvia Ocougne – Gitarristin aus Brasilien, mit vielen Gitarren zum Wechseln und unverwechselbar lakonischem, subtilem, humorvollem Stil. Orchestra of Excited Strings, 13th Tribe. Gordon W. – Jack-Smith-Afficionado&Impersonator aus Toronto, Gründer des Scharfness Instituts, mit der schärfsten und gesündesten Garküche. Sandra Williams – extra eingeflogene Köchin aus Toronto asiatischer Abstammung, Gourmet-Restaurant-geprüft.
Die Vorbereitung und Durchführung des Projekts wurde freundlich und großzügig unterstützt durch ein Stipendium des DAAD, das Fast Forward einen 2-monatigen Berlinaufenthalt ermöglichte.
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