Broken Music / Re:Broken Music

10.04.2014 / 20 Uhr
Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin
Staatliche Museen zu Berlin
Invalidenstr. 50–51, 10557 Berlin

Eintritt 10 €, ermäßigt 6 €
Kartenvorverkauf: gelbe MUSIK, Schaperstr. 11, 10719 Berlin
Dienstag – Freitag 13–18 Uhr, Samstag 11–14 Uhr

Milan Knížák – BROKEN MUSIC
Assistenz: Phaerentz
Opening Performance Orchestra – RE:BROKEN MUSIC


Milan Knížák, Destroyed Music
Foto: Werner Zellien

Mit diesem Konzert feiern wir den 50. Geburtstag von Milan Knížáks Konzert-Aktionen Broken Music. Gleichzeitig nimmt gelbe MUSIK Abschied vom Ladengeschäft, um als Archiv Broken Music weitergeführt zu werden.

Der Begriff Broken Music geht zurück auf den tschechischen Künstler Milan Knížák, der Anfang der 1960er Jahre seine Schallplattencollagen so benannte. “…Die Idee, destruierte Musik zu machen, kam mir im Jahr 1964… Ich habe die Platten überklebt, übermalt, mit Feuer bearbeitet, zersägt und Teile verschiedener Platten zusammengeklebt, um einen größtmöglichen Kontrast des Klangs zu erhalten… Durch das anschließende Abspielen der Platten (was weder Plattennadel noch Plattenspieler überlebte) entstand eine völlig neue Musik – eine unerwartete, aufwühlende, aggressive, aber auch humorvolle Musik…“ (Milan Knížák, Broken Music)

Konzerte mit ‚destruierter Musik‘ gibt Milan Knížák, wenn auch nur sporadisch, auch heute noch, meistens mit einem Assistenten, der unter dem Künstlernamen Phaerentz auftritt. Auf dem Podium kommen dann neben Plattenspielern auch Kassettenrecorder mit Aufnahmen seiner Kompositionen zum Einsatz, außerdem spielt er dazu auf Tasteninstrumenten.

In den letzten Jahren haben mehrere Konzerte von Milan Knížák zusammen mit dem Opening Performance Orchestra stattgefunden. Das Ensemble geht in seinen eigenen Stücken von der sogenannten ‚fraction music‘ aus. Frei nach der Devise “keine Rhythmen – keine Melodien – keine Harmonien“ wird der Ausgangston digital destruiert, zerschmettert und kompromisslos aller seiner ursprünglichen Attribute beraubt. Neben den eigenen Kompositionen interpretiert das Ensemble auf seine Weise auch Werke anderer Autoren, denen gegenüber es eine gewisse Ideenverwandtschaft verspürt, wie u.a. in der Re:Broken Music, die von der destruierten Musik Milan Knížáks ausgeht.

Die Idee der Re:Broken Music war es, unter Anwendung der Prinzipien der ‚fraction music‘, gewissermaßen eine neue, digitale Version der Komposition Milan Knížáks zu schaffen.

Broken Music war aber auch der Titel eines der wichtigsten Ausstellungsprojekte der Galerie gelbe MUSIK. Die erste Präsentation der Ausstellung fand 1989 in der daadgalerie in Berlin statt. Danach folgten Stationen in Grenoble, Sydney (zur 8. Biennale), Montreal (im Rahmen von New Music America) und Roskilde.

Broken Music zeigte Arbeiten bildender Künstler, die mit dem und für das Medium Schallplatte entstanden sind: Schallplatten, Schallplattenhüllen, Schallplattenobjekte, Schallplatteninstallationen, mit Arbeiten u.a. von Jean Dubuffet, Yves Klein, Ben Vautier, John Cage, Joseph Beuys, Nam June Paik und Milan Knížák.

Der zur Ausstellung entstandene Katalog Broken Music. Artists‘ Recordworks ist bis heute ein vielgesuchtes Standardwerk über Künstlerschallplatten. Große Teile der Ausstellung Broken Music sind heute Teil des Archivs der gelben MUSIK. Im Jahr 2014 feiert die Idee der Broken Music ihren 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass werden Teile aus dem Broken Music Archiv der gelben MUSIK in einer Ausstellung – mit Schwerpunkt auf Milan Knížák – gezeigt. Die Ausstellung wird ab dem 18. März 2014 im Ausstellungsraum der gelben MUSIK zu sehen sein. Zum Abschluss der Ausstellung findet am 10. April das Konzert im Hamburger Bahnhof statt, das sowohl Milan Knížák mit einer Performance seiner Broken Music als auch die Re:Broken Music des Opening Performance Orchestras präsentiert.

Milan Knížák, geboren 1940 in Pilsen, lebt in Prag. Sein künstlerisches Schaffen umfasst bildende Kunst, Architektur, Design, Mode, Poesie, Fotografie, Performance und Musik. 1964 gründete er mit gleichgesinnten Künstlern die Gruppe Aktual. 1966 trat er zusammen mit Dick Higgins, Alison Knowles und Ben Vautier in einem Fluxus-Konzert in Prag auf. Nach einem Aufenthalt in Amerika musste er 1970 in die Tschechoslowakei zurückkehren. Wiederholt wurden seine Aktivitäten zum Objekt polizeilicher und gerichtlicher Untersuchungen, die immer wieder zu Gefängnisaufenthalten führten. 1979 konnte Milan Knížák ein Stipendium des Berliner Künstlerprogramms des DAAD wahrnehmen. Nach der politischen Wende war Milan Knížák in Prag in verschiedenen leitenden Positionen im Kulturbereich tätig.

Phaerentz, alias Petr Ferenc, ist ein Prager Elektronikmusiker und Musikpublizist. Seit 2012 assistiert er von Zeit zu Zeit Milan Knížák in Live-Performances.

Das Opening Performance Orchestra, 2006 gegründet, ist ein siebenköpfiges Ensemble aus Prag, das sich genremäßig zwischen der elektronischen Musikavantgarde des 20. Jahrhunderts und der aktuellen japanischen Noise Music bewegt.

Eine Veranstaltung von gelbe MUSIK in Kooperation mit Freunde Guter Musik Berlin e.V. und Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart  – Berlin. Mit Unterstützung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD, des Elektronischen Studios der TU Berlin, Fachgebiet Audiokommunikation und des Tschechischen Zentrums Berlin. In Verbindung mit Berliner Festspiele / MaerzMusik 2014.

AUSSTELLUNG

Archiv Broken Music & Milan Knížák
19. März – 10. April 2014
Eröffnung: 18. März 2014, 17 Uhr

gelbe MUSIK
Schaperstr. 11, 10719 Berlin
Dienstag – Freitag 13–18 Uhr, Samstag 11–14 Uhr

Kontakt & Information:

gelbe MUSIK
gelbe.musik@berlin.de
fon: +49 (0)30 211 3962
fax: +49 (0)30 217 6432

Freunde Guter Musik Berlin e.V.
info@freunde-guter-musik-berlin.de
www.freunde-guter-musik-berlin.de

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch

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