The Strings Extended

24.06.2007
Maria am Ostbahnhof

Dean Roberts •  Gitarre, Gesang

dps: Werner Dafeldecker •  Kontrabass / Patrick Pulsinger • Modularsynthesizer

Kevin Drumm •  E-Gitarre, Synthesizer

Beim Konzertabend “The Strings Extended” trifft der klassisch analoge Sound der Gitarre und des Kontrabass’ auf modulare Synthesizer und präsentiert sich in Zeiten hoch digitalisierter Musik im seltenen Kontext aktueller experimenteller Musik. Der Neuseeländer Dean Roberts, das Duo dps aus Deutschland/Österreich und der amerikanische Musiker Kevin Drumm modulieren in drei Konzerten das ’gewohnte’ akustische Erscheinungsbild dieser Saiteninstrumente in verschiedener, quasi synthetischer Form.

Dean Roberts’ künstlerischer Weg begann als Gitarrist im Avantgarde-Trio Thela. Inzwischen arbeitet der Neuseeländer als Solist vor dem Hintergrund elektronischer Musik und erforscht auch als Sänger den point of control/no control improvisierter Musik. Konventionelle Annäherungen an Improvisation beäugt Roberts kritisch und die musikalische Disziplin, das unaufhörliche Prüfen des eigenen kreativen Tuns, ist essentiell. Erst wenn das Musikstück in seiner Totalität erfasst ist, kann es gewissermaßen improvisiert aus sich herausgeholt und in seiner Form verändert werden. Dies provoziert auch unvorhersehbare Momente des out of control, und die dadurch erzeugte Spannung zwischen Publikum und Künstler ist den Konzerten von Dean Roberts eigen.

Ein persönlicher Klangkatalog ist das Ergebnis langjähriger Klangforschungen des Wieners Werner Dafeldecker. Mit dem auch als Techno-DJ und Musikproduzent bekannt gewordenen und inzwischen in Wien lebenden Deutschen Patrick Pulsinger treffen in der Formation dps akustischer Kontrabass auf Sounds des Formant Modular Synthesizers. Dieses “two person, all analog, no computer”-Projekt ergründet den komplexen Klang des Holzinstruments mit den fast unbegrenzten Möglichkeiten des Formant Modular Synthesizer aus den 70er Jahren. Über Filter und Vibratoren, die mit dem Synthesizer verkabelt sind, ergibt der Kontrabass ganz unterschiedliche Klangwellen, die in Echtzeit von verschiedenen Modulen des Synthesizers aufgenommen werden und Klangformen zwischen fragilen und infernalischen Höreindrücken komponieren.

Als Spieler der präparierten Gitarre wurde Kevin Drumm in den 90er Jahren in der Chicagoer Impro-Szene bekannt und hatte dort Erfolg vor allem mit elektroakustischen Kompositionen und Live-Elektronik mit Laptop und Modular Synthesizer. Seine Musik ist schwer einzuordnen und greift auf Einflüsse der musique concrète, elektronische Sounds, Heavy Metal und Improvisation zurück. Manche sprechen von einem Freejazz- Speedmetal-Noise-Inferno, wenn präparierte Gitarren oder Vor-Ort-Aufnahmen als Klangquellen dienen, um dann mittels eines modularen Sythesizers mit nicht unwesentlichem Rückgriff auf Ambient-Bereich bearbeitet zu werden.

“The Strings Extended” ist eine Veranstaltung von Freunde Guter Musik Berlin e.V., die sich seit fast 25 Jahren mit Aufführungen experimenteller, wenig wahrgenommener und vor allem grenzüberschreitender Musikformen einen Namen gemacht haben.

Gefördert durch Initiative Neue Musik Berlin e.V.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch

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