The Sound of Projection I

06.12.2006
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
Museum für Gegenwart – Berlin

QUASAR (2005, DE)
Thomas Köhler & Jürgen Reble
Film-Musik-Performance

Konzert zur Ausstellung
„Jenseits des Kinos:  Die Kunst der Projektion“
22.09.2006 – 25.02.2007

Seit 1992 arbeiten der Medienkünstler und Komponist Thomas Köner, der in den vergangenen Jahren für seine Arbeiten zahlreiche große Medienkunstpreise (Ars Electronica 2004, transmediale 2005) erhielt und der Film-Alchimist Jürgen Reble in Performances und Installationen zusammen. Ihre gemeinsame Arbeit ist durch eine außergewöhnliche materiale Verschränkung der Medien Film und Musik gekennzeichnet. Die Aufführungssituation ist alchimistisches Klang-Labor. Jürgen Reble bearbeitet Filmmaterial direkt, indem er Chemikalien oder andere Elemente benutzt, um Farben, Formen und Prozesse zu generieren. Thomas Köner verwendet Klänge, die aus diesem Prozess entstehen, den Klang des chemischen Verbrutzelns des Films oder auch die Geräusche der 16mm-Filmprojektoren. Dieses Faible für technisch-chemische Materialität hat das Duo auch in der neuesten Komposition konsequent weiterentwickelt: „Quasar“ (was so viel bedeutet wie sternenförmiges Objekt im Kosmos mit extrem starker Radiofrequenzstrahlung). (UA 29.9.2005 BOZAR Brüssel).

Quasar ist eine audiovisuelle Performance mit fünf modifizierten 16mm Projektoren, Mikrophonen und Live-Elektronik. Die fünf Film-Projektoren werden wie ein Surround-System im Raum installiert. Auch die Audio-Signale werden über eine quadrophone Lautsprecherkonstellation und Subwoofer in den Raum übertragen. Die Projektion erfolgt an der Grenze der Wahrnehmbarkeit. Manuell prozessierter schwarzer Film, der mit korrosiven Chemikalien bearbeitet wurde, erzeugt eine pulsierende Halbwelt abstrakter Bewegungen. Nach ein paar Minuten verdichtet der leichte Dunst der Nebelmaschinen die Luft, wird zur räumlichen diffusen Projektionsfläche für die bewegten Lichtkegel. Der Mikrokosmos zirkulierender ornamentaler Lichter wirkt im Dunst wie eine ephemere Vision molekularer Partikel. Kontaktmikrophone scannen den Sound der Projektoren und Nebelmaschinen. Dieser Sound wird durch Live-Elektronik transformiert und erzeugt den musikalischen Raum. Die musikalische Perspektive wechselt ständig entlang der Klang-Koordinaten des Quasar: Die Klänge bewegen sich in einem abgestuften Raum naher und ferner Klangfarben und verebben schließlich in einer tiefen Stille. Die Interferenzen der Film-Projektoren und der Schichten im dunstigen Raum erzeugen eine räumliche Tiefe. Die Lichtkegel fließen zusammen in den virtuellen Koordinaten des Quasar. Dieser manifestiert sich für einige Zyklen über den Köpfen der Zuhörer, verblasst anschließend und sinkt in die Dunkelheit zurück.

Eine Veranstaltung der Freunde Guter Musik e.V. in Zusammenarbeit mit Hamburger Bahnhof.
Gefördert durch Initiative Neue Musik e.V.

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch

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