Gordon Monahan

01. & 02.12.2005
Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof
Museum für Gegenwart – Berlin

Theremin in the Rain (2005)
mit Francesca Noia und Vania Rovisco, Tanz

Mit „Theremin in the Rain“ schreibt der Kanadier und Wahlberliner Gordon Monahan sein Interesse an hybriden Formaten fort: zwischen Performance und Klangkunst, Technologie und menschlicher Handlung, Perfektion und Imperfektion. Mit einzigartigem Humor gelingt es Gordon Monahan, zwischen den Polen zu vermitteln, technische Gerätschaften mit einer haptisch-sinnlichen Ebene zu versehen und die Grenzen in Richtung populärer Musiken künstlerisch-konzeptuell aufzulösen. So ist er auch innerhalb der zeitgenössischen Musik einer der führenden Künstler bei eben dieser gegenwärtig so virulenten Auflösung traditioneller Kunst-Grenzen und der Integration unterschiedlichster Genre-Paradigmen.

Als Stipendiat des DAAD kam er 1992 nach Berlin und hat seither in der Metropole eine Vielzahl performativ bespielter Installationen präsentiert, die im Spannungsfeld zwischen Material und menschlichem Körper, technischen Abläufen und menschlicher Entscheidung stehen. Gerade die Schnittstellen stehen in seinem künstlerischen Fokus. So auch bei seiner neuesten Arbeit Theremin in the Rain, bei der ein Midi-interaktives Theremin zum Einsatz kommt.  Und: Es ist zwar sicherlich nicht die letzte Gelegenheit, Gordon Monahan in Berlin zu sehen, aber doch vorläufig ein Etappen-Ende, denn der Künstler wird Anfang Januar sein produktives Zentrum nach Kanada zurückverlegen (und ein Studio in Berlin behalten).

Theremin in the Rain
ist eine Multimedia-Klangperformance, die ein Midi-interaktives Theremin zur Steuerung von mechanisch gespielten langen Klaviersaiten und verstärkten Wassertropfen verwendet. Eine live generierte Videoprojektion im Hintergrund zeigt einen Zusammenschnitt verschiedener Nahaufnahmen, die in Echtzeit während der Performance aufgenommen werden.

Die Interaktion, die live mit dem Theremin stattfindet, bringt eine fortschreitende Serie von MAX-Programmen dazu, verschiedene mechanisierte Klangskulpturen zu spielen. Lange Klavierdrähte werden in Resonanzbereiche unterteilt, die durch Midi-gesteuerte Solenoids gespielt werden. Eine Sammlung elektrisch verstärkter Haushaltsgeräte wird durch Midi-gesteuerte Wassertropfen zum Klingen gebracht. Während der Thereminspieler die Installation elektronisch kontrolliert, manipulieren zwei Tänzerinnen Francesca Noia and Vania Rovisco die harmonische Resonanz einer langen Klaviersaite körperlich, indem er einen aus der Balance geratenen Elektromotor entlang der Saiten schiebt. Ein zweiter Mitspieler steuert weitere Klangwelten über ein DJ-Set bei.

Die physikalischen Parameter der Klanginstallation werden durch den architektonischen Aufführungsort der Performance definiert. Die resultierenden Klänge aktivieren die natürlichen Resonanztöne des Raumes. Die Installation ist in Klang und Raum selbstreflexiv und erweist durch eingeflochtene Zitate von Jerry Hunt einigen sozialen und verbraucherorientierten musikalischen Ideen besondere Referenz.

Monahan in Berlin
Die in den vergangenen dreizehn Jahren entstandenen Projekte von Gordon Monahan sind eng mit den subkulturellen Entwicklungen in Berlin verknüpft. Wie kaum ein anderer nutzte er die Offenheit und die Freiräume im urbanen Raum für seine künstlerische Produktivität. So sind seine Konzepte und Arbeiten, die in Kooperation mit vielen verschiedenen Künstlern (u.a. Laura Kikauka) entstanden, Teil der Berliner Nachwendegeschichte und Teil einer Entwicklung, die sich einer Emanzipation von Musik im Zwischenfeld aller Genres und Gattungen verschrieben hat.

Die aktive Zeit Monahans in Berlin, die mit Versteigerungen gefundener ostdeutscher Technologien im Glowing Pickle (Pavillon Brunnenstraße, 1993-1995) begann, setzte sich in den bestürmten Abenden im Schmalzwald (Prater und Schlegelstraße, 1996-2000) sowie unvergesslichen Nächten mit seiner Band Fuzzy Love und seinen Einsätzen an der Hammond-Orgel und als Sänger fort. Auch die Unendlichkeit der Exotic Trilogie in den Subräumen des Eimer in der Rosenthaler Straße anlässlich des 10jährigen Jubiläums der Freunde Guter Musik im Jahr 1993 war ein unvergessliches Ereignis mit einer Vielzahl von Cover-Versionen der Evergreens Taboo, Caravan, Quiet Village. Ebenso unvergessen sind das eindrückliche Speaker Swinging (1982), das Monahan 1992 in der Parochialkirche ebenfalls auf Einladung der Freunde aufführte, wie auch die vielen Installationen mit vibrierenden Metallplatten oder hydraulisch betrieben Krakentieren an verschiedenen Orten der Stadt.

Ein Projekt von Freunde Guter Musik Berlin e.V. gefördert durch Canada Council for the Arts und Initiative Neue Musik Berlin e.V. Mit freundlicher Unterstützung der Museum & Location Veranstaltungsgesellschaft mbh der Staatlichen Museen zu Berlin und der Botschaft von Kanada (Berlin).

Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch

Comments are closed.