Florian Hecker & Yasunao Tone

31.10.2004
Maria am Ostbahnhof

– Multilayered Generative Media Music | Japan & Fluxus & Elektronik –
Florian Hecker & Yasunao Tone – Palimpsest (2004)
Yasunao Tone – Wounded Soutai Man’yo Book III (2004)
Florian Hecker – Inverted Henon Map IV (2004)

Die Zusammenarbeit des jungen Elektronik-Komponisten Florian Hecker (*1975 Augsburg) mit dem japanischen FluxusPionier Yasunao Tone (*1935 Tokio) ist ein Generationen übergreifendes Projekt. Hecker ist in der jüngeren Elektronik-Szene bekannt durch seine zahlreichen Veröffentlichungen auf dem Wiener Mego Label. Tone gehörte Anfang der 60er Jahre zu den Protagonisten von Fluxus in Japan und wurde bei der Ars Electronica 2003 für sein Lebenswerk ausgezeichnet. In erster Linie Komponist, hat er schon früh in verschiedenen Medien gearbeitet. Zu seinen Arbeiten gehören Werke für Elektronik, Computersysteme, Film, Radio und Fernsehen sowie Environments. Als einer der ersten Künstler experimentierte er Mitte der 80er Jahre mit manipulierten bzw. präparierten CDs. Sein Klangmaterial basiert auf Schriftzeichen aus der »Man’yo-shu«, einer japanischen Anthologie von Gedichten aus dem 8.Jhdt., die er digital bearbeitet und in Klänge überführt, indem er die Kalligrafie direkt in dem Klangsynthese-Programm Sound Designer II im WACOM Stil ausführt. Die Schriftzeichen transformieren sich in Schwingungsmuster, sobald der Stift abgesetzt ist.
Die so entstehenden digitalen Sounds bilden auch das Ausgangsmaterial für die gemeinsame Performance »Palimpsest« von Hecker und Tone. Hecker’s Remix der »Man’yo-shu«-Sonifikationen mischt sich in der Performance mit weiteren Schichten, die sämtlich aus dem visuellen Ausgangsmaterial abgleitet sind, eine wird von Tone live bearbeitet.
Die Solo-Performance »Inverted Henon Map IV« (2004) von Florian Hecker basiert auf dynamischer stochastischer und chaotischer Synthese, einer Sonifikation der Henon Map. Es geht Hecker bei diesen mathematischen Gleichungen, in Abgrenzung zu vielen algorithmischen Kompositionsansätzen, bei denen Struktur und Tonhöhen generiert werden, darum, die Formeln direkt in Klang umzusetzen. Dabei entsteht ein weites Spektrum nichtlinearer Klänge zwischen Sinuston und farbigem Rauschen.
Yasuao Tone wendet für seine Solo-Performance »Wounded Soutai Man’yo-shu« (2004) auf das Buch Na’yo-shu III dieselbe grafische Übertragung von visuellen Schriftzeichen in Klang an. Die CD, die er anschließend davon gebrannt hat, ist präpariert. In seiner Performance spielt er diese auf CD-Playern aus den Jahren 1985-86 ab, das klangliche Ergebnis ist jeweils verschieden.

Gefördert durch Initiative Neue Musik Berlin e.V., in Zusammenarbeit mit freies rheinland e.V. c/o Georg Dietzler Köln.

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