Orgelkonzert

Sonntag, 5. Oktober 2014  –  19 Uhr
Sophienkirche

Große Hamburger Str. 29-30 · 10115 Berlin

1. Teil – Pierre Charial, Drehorgel  (»Orgue de barbarie«)

Pierre Charial, Tubach (1980)
Iannis Xenakis, Naama (1984)
Igor Strawinsky, Walzer aus Petruschka (1911)
Igor Strawinsky, Auszug aus Le sacre du printemps (1913)
György Ligeti, Poème symphonique (1962)
Rabih Abou-Khalil, El fuego (1985)
György Ligeti, Continuum (1968)
Leroy Anderson, The Typewriter (1950)

2. Teil – Alexander Moosbrugger, Orgel

György LigetiHarmonies, Etüde Nr. 1  (1967)
Hanne Darbovenop.12 (1982/83)  – Uraufführung
Carl RugglesExaltation (1958)

Eintritt frei

Eine Veranstaltung von Gerd de Vries zu seinem 70. Geburtstag 2014
in Zusammenarbeit mit Freunde Guter Musik Berlin e.V.
Mit herzlichem Dank an die Hanne Darboven Stiftung.

Hanne Darboven
Foto: Gerd de Vries


Informationen zum Programm:

Pierre Charial
Pierre Charial ist ein französischer Spieler der Drehorgel, der das Instrument für die Neue Musik und den Jazz erschlossen hat. Charial absolvierte am Konservatorium in Lyon ein Studium von Klavier, Fagott undKomposition. 1975 beendete er seine Laufbahn als klassischer Berufsmusiker, nachdem er 1974 die Drehorgel entdeckte. 1983 gründete er die Vereinigung Musique Mécanique Paris mit den Zielen der Recherche, der Gestaltung und der Aufführung von mechanischer Musik. Charial spielt ein 42-tönigesInstrument mit 156 Pfeifen und drei Registern, eine Sonderanfertigung des Drehorgelbauers André Odin.

Ligeti, Hamonies
Das gesamte Stück ist leise bis sehr leise. Fahle, merkwürdig fremdartige, »verdorbene« Klangfarben sollten vorherrschen. Die Verfremdung des Klanges kann am besten durch stark verminderten Winddruck (»künstliche Schwindsucht«) hervorgebracht werden.
Durch …das unvollkommene Ansprechen der Pfeifen … beim zu niedrigen Winddruck entsteht sowohl eine Fluktuation der Lautstärke als auch der Intonation (Mikrointervalle, Glissandi etc.). Solche »Unsauberkeiten« sind bei der Realisation des Stückes willkommen: Sie vervollständigen die Verfremdung der Klangfarben. (…) Der tatsächliche, resultierende Tonhöhenverlauf kann frei schwanken, die »Harmonien« sind »verdorben« und vom notierten Text mehr oder weniger abweichend.
— György Ligeti, aus den Anmerkungen zu Harmonies

Hanne Darboven, op.12
Seit Ende der 1960er Jahre basieren die Arbeiten der bildenden Künstlerin Hanne Darboven (1941–2009) auf mathematischen Zahlenreihen, wobei die Berechnung von Kalenderdaten ihr hauptsächliches Arbeitsfeld wurde. Ab Mitte der 1970er Jahre integrierte sie in die Visualisierung von Zeitabläufen auch konkrete Inhalte kultureller wie politischer Geschichte in Form von Textzitaten, Postkarten, Drucken oder Fotografien als Kommentar und Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion von Vergangenheit und Gegenwart.
Darbovens Arbeiten haben einen zeitlichen Charakter, der Parallelen zur Musik als ‚zeitliche‘ Kunst aufweist. Seit 1980 hat sie die ihren visuellen Arbeiten zugrundeliegenden Zahlenkonstruktionen auch in musikalische Strukturen übertragen: Die Zahlen bestimmter Zeitrechnungen wurden von ihr selbst in Noten umgesetzt und dann von professionellen Musikern in musikalisch aufführbare Partituren transkribiert.
In Berlin wurden 1999 einige dieser Werke im Rahmen der Reihe Musikwerke Bildender Künstler in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof aufgeführt und 2006 ihre Symphonie op.60 in der Deutschen Guggenheim.
Die Nähe ihrer künstlerischen Arbeit zur Musik beschrieb Hanne Darboven wie folgt: „Meine Systeme sind numerische Konzepte, die nach den Gesetzen der Progression und/oder der Reduktion arbeiten, in der Art eines musikalischen Themas mit Variationen.“ Und: „Die Endkonsequenz meiner Arbeit wird die Musik sein. Die totale Abstraktion der Kunst, das ist die Musik. – Immer gewesen und wird sie mit mir weiter sein.“

Carl Ruggles, Exaltation
Ruggles’ unique music – atonal but not serial, and filled with shifting lines and rhythms – is difficult to describe. The New Grove’s Dictionary sees his music characteristically moving in „mounting declamations of heroic striving“ varied with sparser, more settled textures, and finds „his aim was the clearest and boldest presentation of the features that were most important to him: line and polyphony.“
Exaltation, this touching hymn for chorus (congregation) and organ (and/or brass) was written in 1958 in memory of the composer’s wife. Charlotte Ruggles died in 1957. Carl grieved for her, and did not complete a commission or published work for the rest of his fourteen years. Exaltation harks back to the tonal style of the early songs. He said simply, “Charlotte always wanted me to write a hymn for her.”

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